November ist der Monat des Heiligen Martinus. Fast überall wird er als Schutzheiliger der Reisenden, Armen, Bettler, Reiter, Winzer, Bürstenbinder und anderer Gruppierungen verehrt. Am Tag seiner Grablegung, am 11.11., finden in vielen Städten und Gemeinden Lichterprozessionen statt. Es werden „Martinsgänse“ verspeist und Pachten ausbezahlt. Kaum ein anderer Heiliger wird mit dermaßen viel Brauchtumspflege im Gedächtnis bewahrt wie St. Martin. Trotzdem ist den meisten Menschen über sein Leben nur wenig bekannt. Martin von Tours erblickte im Jahr 316 oder 317 das Licht der Welt und wurde im Alter von 15 Jahren von den Römern gegen seinen Willen zum Militärdienst eingezogen. Der unfreiwillige Legionär zeigte den Armen gegenüber eine speziell für die damalige Zeit außergewöhnliche Barmherzigkeit. So teilte er, der Legende nach, eines Tages seinen Soldatenmantel mit einem Bettler, um diesen vor dem sicheren Erfrierungstod zu bewahren. Bei seinen Vorgesetzten stieß Martin mit seinem Tun natürlich auf Unverständnis und so dauerte es 25 Jahre bis man ihn endlich aus dem Militärdienst entließ. Das gemeine Volk aber liebte den außergewöhnlichen Soldaten und war ihm dankbar für sein Handeln. Als es deshalb später den inzwischen christlich getauften und Mönch gewordenen Martin zum Bischof wählen wollte, war dieser zu bescheiden das Amt anzunehmen und versteckte sich in einem Gänsestall, um so der Ernennung zu entgehen. Das laute Gänsegeschnatter verriet ihn jedoch und so wurde er im Jahre 373 zum Bischof von Tours geweiht. Auch in dieser Funktion setzte er sich immer wieder für Arme und Verfolgte und lebte selbst vorbildlich in sehr bescheidenen Verhältnissen. Martin starb am 8. November 397 und wurde drei Tage beigesetzt. Sein Nachfolger Brictius ließ über seinem Grab eine Kapelle errichten, die schnell zum Wallfahrtsort wurde. Schon bald nach seinem Tod wurde Martin als Heiliger anerkannt. Seine Geschichte lebt in der Tradition der Christenheit weiter und wird jedes Jahr neu mit Umzügen und Martinsgans-Essen in Erinnerung gehalten.
Bildunterschrift: Martin teilt seinen Mantel mit einem Bettler.
Foto: Hans Kraus
Hans Kraus
28. Oktober 2019