Wenn wir an die Zeit 1933-45 denken, dann suchen wir nach Worten. Angesichts der Unfassbarkeit dieser ungeheuerlichsten, monströsesten Verbrechen in der Geschichte der Menschheit, mag es uns leicht die Sprache verschlagen.
Es darf sie uns aber nicht verschlagen, denn die Geisteshaltung, die die Grundlage dieser Verbrechen bildet, ist nach 1945 nicht verschwunden. Ein Denken, das unterscheidet zwischen UNS und DENEN. Das UNS für besser erklärt als DIE. Das DIE verantwortlich macht für das, was WIR für schlecht halten. Wie präsent diese Haltung ist, wird nur allzu deutlich, wenn wir uns umschauen in der Welt, in Deutschland, vor unserer Haustür.
Einer, dem nie die Worte gefehlt haben, ist Sally Perel, der als einer der letzten Überlebenden des Holocausts seit vielen Jahren Deutschland bereist, um Schülerinnen und Schüler aus erster Hand über das zu informieren, was damals geschah. Sally Perel war letzte Woche zu Gast in unserer Aula und sprach zu ca. 200 Schülerinnen und Schülern und einem großen Teil unseres Kollegiums. Während seines anderthalb-stündigen Vortrages hätte man eine Stecknadel fallen hören können, so gebannt und tief bewegt hörten wir, was der 94-jährige zu sagen hatte. Er habe der Jugend in Deutschland nichts zu verzeihen, dass machte Perel klar, denn die heutigen Generationen seien nicht schuld an dem, was damals geschah. Schuld vererbe sich nicht. Was er nicht sagte, was er nicht zu sagen brauchte, weil es uns selbst so überdeutlich wurde: Wir alle werden schuldig, wenn wir so etwas noch einmal geschehen lassen. Wenn wir nicht denen widersprechen, die behaupten, es habe Auschwitz nicht gegeben oder es sei ja gar nicht so schlimm gewesen.
Durch seine Worte und allein durch die Begegnung mit ihm hat Sally Perel dafür gesorgt, dass es uns niemals die Sprache verschlagen wird. Dass wir nicht aufhören werden, gegen die Haltung, die dies möglich gemacht hat, vorzugehen. Danke, Sally Perel!
Text: Gymnasium Edenkoben
Foto: Hannes Becker