Gommersheim – dnb – „Ich habe den schönsten Beruf der Welt!“ Mit leuchtenden Augen und voller Begeisterung erzählt Pfarrerin Martina Horak-Werz von ihrer erfüllenden Arbeit, bei der sie kreativ, engagiert, voller Ideen und Überzeugung mit Menschen jeden Alters, Geschlechts oder Herkunft arbeiten kann und darf. „Ich interessiere mich für Vieles“ bringt sie es auf den Punkt. „Meine Aktionen sind immer verwoben mit den Themen Frieden – Gerechtigkeit – Bewahrung der Schöpfung und weltweite Ökumene. Dadurch haben wir in der Gemeinde ganz unterschiedliche Dinge gemacht.“ Ob gemeinschaftsbildende Aktionen wie das Sonntagscafé, das Treffen ab 60 in Freisbach, die Abendserenade, die Teilnahme an der Kerwe in Gommersheim sowie den Weihnachtsmärkten in Gommersheim, Geinsheim oder Freisbach mit einem Kerwestand, die Gründung des Kirchenbauvereins Gommersheim: immer war und ist ihr das Zusammenleben in der Kommune wichtig und das Gespräch mit den Verantwortlichen.
Fundraisingsaktionen wie das Engagement für Brot für die Welt, das Eintopfessen, sowie zu den großen Bauprojekten – Kirchenfenster 2004 und Turmsanierung 2019 in Freisbach, die Pfarrhausrenovierung, der Umbau des ehemaligen Kindergartens zum Gemeindehaus, die Sanierung des Gemeindesaals in Freisbach – waren mit der Gemeinde zu stemmen und umzusetzen. Auch verschiedene Gottesdienstformen wie der Gottesdienst mit Pferden am Kindelsbrunnen, der Abend der Begegnung in der Birkig-Ruine und der Adventsgottesdienst in Geinsheim und der ökumenische Weltgebetstags-Gottesdienst im Wechsel in Geinsheim wurde eingeführt. Die Ökumene lebt in allen Gemeinden. „Der erste ökumenische Gottesdienst in Geinsheim wurde 2000 gefeiert“, erinnert sie sich. Ökumenische Bibelwochen mit den protestantischen und katholischen Nachbargemeinden zeugen von gelebter Gemeinschaft im Gäu. Gerne ist sie auch Mitorganisatorin der seit 2004 durchgeführten Gemeindefahrten im Gäu.
In den Kirchen in Gommersheim und Freisbach finden nicht nur Gottesdienste statt, auch Orgel- und Chorkonzerte und Konzerte, unter anderem mit der Sopranistin Annette Postel, den Don Kosaken sowie Clemens Bittlinger, lockten zahlreiche Besucher. Dazu kamen unterschiedlichste Kunst-Ausstellungen, aber auch zur Volksfrömmigkeit.
Ihr gelang es auch, dass die Kirche im von zwei Radwegen tangierten Gommersheim zur offiziellen Radwegekirche erklärt wurde.
In ihrem vielfältigen Tun bleibt sie sich als Theologin immer treu: Seit ihrer Studienzeit engagiert sich Martina Horak-Werz für die feministische Theologie und Auslegung der Bibel. Ob in den Gottesdiensten direkt oder mit ihrer Arbeit im Gommersheimer Protestantischen Frauentreff, der Fortführung und Weiterentwicklung des Frauenfrühstücks oder dem monatlichen Treffen bei „Frauen lesen die Bibel mit Frauenaugen“, das sie schon in ihrer Anfangszeit ins Leben rief und das auch nach ihrem Weggang seine Fortführung findet.
Martina Horak Werz lacht sehr gerne und kann sich selbst auch auf die Schippe nehmen. Ihr Herz schlägt besonders für Kabarett und so wurden im Team Kabarettabende entwickelt und mit großem Erfolg aufgeführt.
Auch die Männerarbeit wurde nicht vergessen: sie hat mitgeholfen, einen Männergesprächskreis ins Leben zu rufen. „Kirche muss bei den Leuten präsent sein“ – dies lebt sie auch, indem sie bei auftretenden Themen oder Problemen in den Gemeinden aktiv wurde und beispielsweise für die Flüchtlinge 2015 einen Deutschkurs mitorganisierte.
Ihre Kreativität bringt sie auch als theologische Begleiterin der Frauenarbeit im Dekanat ein und erweiterte den jährlichen Dekanatsfrauentag insofern, als es neben der Nachmittagsveranstaltung noch eine kulturelle Abendveranstaltung gibt.
Seit 2018 ist sie theologische Begleiterin einer Demenzgruppe des Dekanats.
Die umtriebige Pfarrerin verlässt nun zum 30. September die Gemeinde, der seit 1996 vorstand. Nach vierjähriger Tätigkeit bei den Herrnhutern in Genadendal in der Kap-Provinz von Südafrika, einer sogenannten „farbigen Gemeinde“, zog sie am 20.September 1996 mit Ehemann Jochen Werz und zwei Kindern in Gommersheim ein; am 30.September kam ihr drittes Kind, eine Tochter, zur Welt. Von Anfang an hielt ihr Ehemann ihr den Rücken frei, damit sie sich voll und ganz einbringen konnte. „Dafür bin ich ihm sehr dankbar, auch, dass er manchmal mich bremste, damit ich mich bei meinen ganzen Ideen nicht selbst vergaß.“
Ab Oktober wird sie im Dekanat Neustadt die theologische Frauenarbeit weiterentwickeln und Vertretungen in den Kirchengemeinden übernehmen.
„Ich gehe nicht weg, weil ich keine Ideen mehr habe. Ich geh, weil ich etwas Neues beginnen möchte und meine Ideen in einem Rahmen verbreiten möchte“, freut sie sich auf ihre zukünftige Tätigkeit.
Pfarrerin Martina Horak-Werz wird am Sonntag, 12. September um 14 Uhr in der Prot. Kirche Gommersheim verabschiedet.