Im Rahmen des bundesweit begangenen Festjahres „321–2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“, das Corona-bedingt bis Mitte 2022 verlängert wurde, zeigen das Archiv und Museum sowie die Kulturabteilung der Stadt Landau ab sofort und bis 26. Februar im Frank-Loebschen Haus die Wanderausstellung „1700 Jahre jüdisches Leben. Tradition und Identität der Juden in Rheinland-Pfalz“. Wie vielfältig jüdisches Leben auf dem Gebiet von Rheinland-Pfalz im Laufe der Geschichte war und heute wieder ist, vermitteln 16 Thementafeln, konzipiert vom Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz. Gemeinsam mit Zeitzeugengesprächen und Filmdokumentationen werfen sie Schlaglichter auf die Geschichte der Jüdinnen und Juden in Rheinland-Pfalz sowie auf einzelne Persönlichkeiten, Bräuche und Bauten.
Kulturdezernent Dr. Maximilian Ingenthron ist froh, dass die Ausstellung in der Stadt Landau und ganz besonders im Frank-Loebschen Haus gezeigt werden kann. „Wo, wenn nicht hier – in dem Haus, das den Vorfahren Anne Franks gehört hat, nahe der Theaterstraße, die einst als Judengasse ein Sinnbild jüdischen Lebens in Landau gewesen ist? So waren im Jahr 1900 rund acht Prozent der Landauerinnen und Landauer Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens, es gab ein reiches, vielfältiges und prägendes jüdisches Leben, bevor die Nationalsozialisten dieses ab 1933 nahezu vollständig ausgelöscht haben. Die Ausstellung, die jetzt im Frank-Loebschen Haus, im Herzen der Innenstadt, zu sehen ist, stellt einen weiteren Baustein der lebendigen Erinnerungskultur der Stadt Landau dar.“ So konnten in Landau beispielsweise bereits 271 Stolpersteine verlegt werden; ein Vorhaben, das im September und am 9. November dieses Jahres eine weitere Fortsetzung erfährt. Er wünsche sich, so Dr. Ingenthron, dass die didaktisch sehr gut gemachte Ausstellung zum jüdischen Leben in Rheinland-Pfalz viele Besucherinnen und Besucher finde – gerade unter Schülerinnen und Schülern.
Zugleich schlägt der Kulturdezernent, selbst promovierter Historiker, den Bogen in die Jetzt-Zeit: „Die Schrecken des Nationalsozialismus mit all seinen Gräueltaten sind nicht von heute auf morgen passiert. Schritt für Schritt haben die Nationalsozialisten das Gift ihrer Ideologie versprüht und die Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens immer weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt, in die Emigration oder in den Tod getrieben. Daher ist es so unendlich wichtig, dass wir jeden Tag aufs Neue darauf achten, was in unserer Gesellschaft passiert – das ist in der Gegenwart wichtiger denn je.“
Mit Anke Sprenger vom Institut für geschichtliche Landeskunde und Stadtarchivarin Christine Kohl-Langer ist sich Landaus Bürgermeister zudem einig, dass die Ausstellung zur Geschichte der rheinland-pfälzischen Jüdinnen und Juden eine kongeniale Ergänzung für die bestehende Dauerausstellung zum Landauer Judentum im Frank-Loebschen Haus darstelle. Als Wohnhaus des Urgroßvaters von Anne Frank ist das Frank-Loebsche Haus der Begegnung, Kommunikation und Verständigung gewidmet. Neben der ständigen Ausstellung über die Geschichte der Jüdinnen und Juden in Landau und der Dokumentation über Sinti und Roma in der Pfalz werden wechselnde Ausstellungen in den Bereichen regionaler Kunst und Kulturgeschichte gezeigt.
Das Frank-Loebsche Haus kann immer dienstags bis freitags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr sowie samstags von 10 bis 14 Uhr besucht werden.
Pressemitteilung der Stadt Landau in der Pfalz.