„weniger“: So lautet der Titel der aktuellen Ausstellung in der städtischen Galerie Villa Streccius in Landau, die die Kunst der Reduktion in den Mittelpunkt stellt. Noch bis 6. März sind die Malereien von Johannes Gervé aus Karlsruhe und die Skulpturen von Joachim Jurgelucks aus Melle bei Osnabrück zu sehen. Veranstalterin der Ausstellung gegen den Überfluss ist die Kulturabteilung der Stadt Landau.
„Manchmal ist weniger mehr – und in diesem Fall ist weniger ganz, ganz viel“, verspricht Bürgermeister Dr. Maximilian Ingenthron. „Die auf den Kern ihres Wesens reduzierten Arbeiten von Johannes Gervé und Joachim Jurgelucks sind eine Offenbarung. Die Klammer der gemeinsamen Ausstellung passt dabei ganz hervorragend in unsere Zeit: Auf vielen Ebenen vollzieht sich gerade ein Wandel, der sich gegen Überfluss, Verschwendung und Hyperkonsum richtet. Reduktion ist angesagt“, so der Kulturdezernent.
Er macht gleichzeitig deutlich, dass „weniger“ keine programmatische Aussage sei, was das kulturelle Leben in der Stadt Landau angehe. „Im Gegenteil, man spürt die Lust und das Verlangen der Menschen nach kulturellem Genuss und damit nach Nahrung für Sinne und Seele. Freuen wir uns auf die sechs Ausstellungen, die alleine in der Villa Streccius in diesem Jahr zu sehen sind, auf viele mehr in anderen Häusern, auf die zweite Kunst.Nach(t).Landau am 3. Juni, auf Musik, Theater, Tanz, Schauspiel, Literatur, Lesungen, Filme, Kleinkunst und so vieles mehr, was unser Leben und Zusammenleben bereichert.“
Johannes Gervé, Jahrgang 1965, begann mit 19 Jahren das Studium der Malerei an der Akademie der bildenden Künste Karlsruhe, das er 1991 als Meisterschüler bei Klaus Arnold abschloss. Der Maler arbeitet vor allem mit den Eigenschaften der Farben und ihrer Wirkung auf die Betrachterin bzw. den Betrachter. Oft legt er die Farben monochrom an und rückt seine Arbeiten damit in die Nähe der Farbfeldmalerei. Dabei betont er die Leere und Stille, malt Landschaft oder Wasser und Himmel übergangslos. Das Gegenständliche verschwindet im Schemenhaften, somit schafft Gervé Räume für die Imagination.
Der 1979 geborene Autodidakt Joachim Jurgelucks begann 2005, Skulpturen in Holz zu fertigen. Seit 2008 ist er freischaffender Künstler. Was für Gervé die Farbe, ist für Jurgelucks die Form. In Holz oder Bronze gestaltet er plastisch-reduzierte Körper, deren glatte Oberflächen die Klarheit der Form unterstreichen. Seine Skulpturen sind abstrakt, können aber ebenso gegenständliche Assoziationen erzeugen. Ihr Inhalt ist, wie Jurgelucks es ausdrückt, die „Wahrnehmung von Gedanken, Gefühlen und Atmosphären, die hier in Form und Ausdruck in feiner lebendiger und eher stiller Art und Weise mit der Betrachterin bzw. dem Betrachter kommunizieren.“
Für beide ist die bewusste Reduktion schon lange Inhalt ihrer künstlerischen Auseinandersetzung. Gegen Opulenz und Überfülle setzen sie ganz bewusst „weniger“. Diese Konzentration auf das Wesentliche, ihr Mut etwas wegzulassen, ist Teil ihres künstlerischen Werdegangs. In ihrem Schaffen verbindet sie der reduzierte Ausdruck, der Stille, Klarheit und Konzentration vermittelt. Ihre Arbeiten haben sowohl im Entstehungsprozess wie auch im Resultat etwas Meditatives. Beide Künstler verstehen es, Vereinfachung zu schaffen, ohne banal zu werden und zu abstrahieren, ohne beliebig zu werden.
Die städtische Kunstgalerie in der Villa Streccius ist Dienstag und Mittwoch von 17 bis 20 Uhr sowie Donnerstag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet.
Weitere Informationen zur Ausstellung gibt es unter www.villa-streccius.de und www.kulturstadt-landau.de.
Pressemitteilung der Stadt Landau in der Pfalz.