Das Ziel der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie ist klar: Möglichst viele Fließgewässer, Seen und Grundwasser sollen in einen guten ökologischen Zustand versetzt werden. Dazu gehört es auch, die Gewässer für Fische und wirbellose Kleinlebewesen wieder passierbar zu machen, damit sie ungehindert zwischen ihren typischen Nahrungs-, Laich- und Rückzugslebensräumen wandern können.
Entlang der Queich werden die Fische an einigen Stellen noch ausgebremst – zum Beispiel durch Wehranlagen an Mühlen oder Abschlagsbauwerke. Was nötig ist, um dies zu vermeiden, zeigt der Entwurf eines Gewässerpflege- und Entwicklungsplans für die Queich (GPEP) ebenso wie Maßnahmen, um naturnahe Strecken zu erhalten und naturferne Bereiche zu renaturieren.
Den Planentwurf hat die Gesellschaft für angewandte Ökologie und Umweltplanung (GefaÖ) mbH aus Wiesloch im Auftrag der Kreisverwaltung Südliche Weinstraße erstellt, die damit eine Vorgabe des Landeswassergesetzes umsetzt. Die Verwaltung ist für die Unterhaltung der Queich als Gewässer zweiter Ordnung zuständig. Betrachtet wurde der knapp 52 Kilometer lange Fluss von der Einmündung des Wellbachs bis zur westlichen Landauer Stadtgrenze sowie von der östlichen Stadtgrenze bis zur Grenze des Landkreises Germersheim.
„Die Planung bezieht sich bewusst auf Bereiche außerhalb geschlossener Ortslagen, denn dort haben wir mehr Handlungsspielräume als in den Ortschaften“, erklärte Sabine Huber von der unteren Wasserbehörde der Kreisverwaltung in der jüngsten Sitzung des
Umweltausschusses.
Bürgermeister, Angelsportvereine und Bachpaten informiert
Einen Tag zuvor hatte Dr. Roland Marthaler von GefaÖ den Bürgermeistern und Ortsbürgermeistern der Queich-Anliegergemeinden, Vertretern von Angelsportvereinen und Bachpaten den erhobenen Ist-Zustand bei einer Informationsveranstaltung im Kreishaus vorgestellt. Er legte dar, dass es entlang der Queich Licht und Schatten gebe: Manche Abschnitte seien naturnah, etwa unterhalb der Queichmühle bei Offenbach, so Marthaler: „So sollte eine naturnahe Queich aussehen: mit Totholzablagerungen, Sandbänken, Prallbäumen und einer guten Wasserqualität.“ An anderen Stellen sei das Queichufer
verbaut, der Gewässerrandstreifen viel zu schmal oder gar nicht erst vorhanden. Die Verwaltung sieht deshalb noch Kommunikationsbedarf mit den Grundstückseigentümern.
Die bei der Infoveranstaltung Anwesenden konnten sich mit Anmerkungen und Vorschlägen einbringen. Auf Wunsch von Landrat Dietmar Seefeldt, und in Absprache mit der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd in Neustadt als obere Wasserbehörde, erstellt das Planungsbüro für den finalen GPEP eine Prioritätenliste der Maßnahmen. „Bei dem Gewässerpflege- und Entwicklungsplan geht es zunächst um die Gewässerstruktur der Queich. Gleichzeitig verlieren wir die Wasserqualität auf gar keinen Fall aus dem Blick“, betonte Seefeldt.
Fischpass bei Rinnthal: Bau startet in Kürze
Für ein konkretes Vorhaben ist die Planung bereits in vollem Gange: der Bau eines Fischpasses bei der alten Tisch- und Stuhlfabrik in Rinnthal. Solche Fischaufstiegsanlagen werden mitunter an jenen Staustufen gebaut, wo ein Rückbau der Querbauten nicht möglich ist. In Rinnthal beträgt die Fallhöhe mit offenem Wehr etwa einen halben Meter – für die Fische ein unüberwindbares Hindernis.
Deshalb soll ein sogenannter Vertical Slot entstehen, vier Becken mit jeweils 14 Zentimetern Höhendifferenz und rund zwei Metern Breite. Die Trennwände sind mit vertikalen Schlitzen versehen, durch die die Tiere schlüpfen können.
Umgesetzt werden soll das Vorhaben in den kommenden Wochen. Die Kreisverwaltung hat den Auftrag an die Schleith GmbH aus Karlsruhe vergeben. Der Kreisausschuss hatte die Verwaltung im November dazu ermächtigt, dem wirtschaftlichsten Bieter den Zuschlag zu erteilen. Die Kosten belaufen sich auf rund 206.000 Euro. Das Projekt wird zu 90 Prozent über das rheinland-pfälzische Landesprogramm „Blau plus“ gefördert. Der Förderbescheid liegt bereits vor. Entsprechende Haushaltsmittel stehen zur Verfügung.