Wie kann Landau in Land startet Modellvorhaben „Innenstadt-Impulse“
EDENKOBEN – lam – Die Stadt Edenkoben will sich im Rahmen der städtebaulichen Erneuerung verändern. Das Land Rheinland-Pfalz stellt dazu Förderinstrumente zur Stärkung der Innenstädte zur Verfügung. Die weinfrohe Stadt nimmt als Modellvorhaben an dieser Förderung teil. Zunächst erhält die Stadt 210.000 Euro Zuschuss vom Land, die in erster Linie für Planungs- und Ausführungskosten angedacht sind.
Detlef Zobel vom Obrigheimer Beratungsunternehmen detlefzobel.advise stellte mit einer Power-Point-Präsentation vor, wie Innenstädte in zehn Jahren aussehen könnten. Das heißt aber nicht, dass das mitunter sehr schöne und erhaltenswerte alte Flair allem Neuen weichen muss. Im Zuge der Corona-Pandemie habe sich die Änderung der Innenstädte beschleunigt, leider auch zum Nachteil, so Zobel. Viele Geschäfte schlossen zunächst vorübergehend, doch wurde daraus oft eine dauerhafte Schließung. Deshalb sei es wichtig hier den Hebel anzusetzen und durch interessante geschäftliche und gastronomische Angebote die Aufenthaltsqualität zu vergrößern und die Aufenthaltsdauer in den Innenstädten zu verlängern.
Bei der Auftaktveranstaltung Im Wappensaal stellten Detlef Zobel und Hubert L. Deubert vom gleichnamigen Planungsbüro in Quirnheim Möglichkeiten vor, wie eine Stadtentwicklung im Allgemeinen, aber auch konkret in Edenkoben aussehen kann.
Stadtbürgermeister Ludwig Lintz bedauerte, dass sich leider nur wenige Edenkobener, hier fast ausschließlich Ladenbetreiber, für die Vorstellung des Modellvorhabens interessierten.
Detlef Zobel sagte, dass es Magneten geben müsse, um einen attraktiven abgestimmtes Innenstadtauftritt mit Erlebnisfaktor zu erreichen. Aktuell scheint dies in Edenkoben gerade im Bereich des Stadtberges und der Tanzstraße schwer vorstellbar, befinden sich hier doch leider zahlreiche Gebäude in einem schon äußerlich maroden Zustand. „Wie es drinnen aussieht geht niemand was an“, möchte man in Anlehnung an Richard Taubers Lied „Immer nur Lächeln“ sagen, doch ganz so ist es dann doch nicht, vor allem wenn Wände dem Verfall preisgegeben sind und einzustürzen drohen. Stattdessen müssten Gebäude, nicht zuletzt durch Fassadenerneuerung aufgewertet werden.
Wichtig ist auch die Mobilität, verbunden mit der Frage „Wie kann ich die Innenstadt gut und schnell erreichen?“. Vermieter von Einzelhandelsgeschäften die leer stehen, müssten immer wieder an einen gemeinsamen Tisch geholt werden. Hier ist in Edenkoben sicher noch Luft nach oben. Hilfreich sei, so Zobel, ein Aktionskalender, der alle sechs bis acht Wochen überarbeitet wird. Nicht zu vergessen die Öffentlichkeitsarbeit und die Kooperation von Einzelhändlern.
Pop Up Stores könnten dazu dienen Leerstände für eine gewisse Zeit zu überbrücken, aber dafür sorgen die Geschäfte wieder für eine langfristige Nutzung interessant zu machen. Infrage kämen darüber hinaus soziale Nutzungen, Repair-Cafes, Nachbarschaftsinitiativen, Existenzgründer und City-Logistik, aber auch ein Leerstandskataster.
Der Fraktionsvorsitzende der Bündnis-Grünen im Stadtrat, Helmut Schwehm, sagte, das wohl erst die Frage beantworten werden müsse, welche Schritte zu Edenkoben passen, um die Stadt attraktiver zu machen. Hubert L. Deubert möchte dem Stadtrat ein Sanierungsgebiet präsentieren. Wenig überraschend soll dies den Stadtberg und den Ludwigsplatz betreffen.
Für Hausbesitzer wird wichtig sein welche Förderungen sie erhalten können, um ihre Gebäude auf Vordermann zu bringen. Entsprechende Gelder könnten Sanierungen dann endlich interessant machen. So seien in Bad Bergzabern in den letzten Jahren 14 Millionen Euro privat investiert worden.
Florian Hahn, Vorsitzender des Werbekreises Edenkoben, stellte fest: „Potential ist da, so am Stadtberg, den man grüner machen kann, zudem sind hier viel zu viele Flächen versiegelt. Die Aufenthaltsqualität muss besser, Leerstände aufgelöst werden, für Kinder wären Spielgeräte aufzustellen. Auch sind die allgemeinen Verkehrswege und -verbindungen in Edenkoben derzeit recht schwierig.“
Helmut Schwehm ergänzte: „Wir müssen den Schritt vom Reden zum Tun gehen!“
Augenoptiker Sebastian Uehlin meinte: „Man darf sich nicht zurücklehnen. Man muss immer aktiv bleiben, beispielsweise dafür sorgen, dass die Menschen bei schönem Wetter draußen sitzen können.“ Rosalinde Kiefer von der Buchhandlung Lesebär fehlt es an Grünflächen, wo Menschen auch Generationsübergreifend zusammensitzen können und nicht nach dem Einkauf fortfahren, sondern verweilen.
„Je länger ich verweile, desto mehr nehme ich meine Umgebung war,“ erklärte Florian Hahn. Wichtig sei es Gebäuden, wie der alten Apotheke am Stadtberg oder dem König-Ludwig-Keller am Ludwigsplatz, wieder neues Leben einzuhauchen.
Hubert L. Deubert sieht Hahn als Motor für die Innenstadt. Wie ein Geschäft verändert und umgestaltet werden kann, damit dessen neues Flair die Menschen anspricht, hat Hahn mit seinem „Stadtberg69“ selbst eindrucksvoll bewiesen.
Barbara Kuhn von der Käsewerkstatt in der Maximilianstraße fragte: „Wo kann ich eigentlich hingehen, wenn ich was machen will? „Im Zweifelsfall immer erst zum Stadtbürgermeister“, bot Ludwig Lintz sein stets offenes Ohr an.
Mit dem Modellvorhaben „Innenstadt-Impulse“ will die Landesregierung die Kommunen unterstützen. Die zum Glück hinter uns liegende Pandemie und der Strukturwandel machen den Innenstädten zu schaffen. Die Landesregierung setzt deswegen auf neue und innovative Ideen, um die Stadtentwicklung voranzubringen. Die teilnehmenden Städte können individuelle Maßnahmen entwickeln und haben damit mehr Spielraum, als bei der klassischen Städtebauförderung.
Die Menschen haben neue Anforderungen an eine lebendige Stadt mit einem Mix aus Wohnen, Kultur, Arbeit, Grünflächen und neuen digitalen Ideen. Das Modellvorhaben gibt bewusst keinen engen Rahmen vor, sondern ermöglicht individuelle Maßnahmen in den teilnehmenden Städten.
„Innenstädte sind das Herz des urbanen Lebens und der Kristallisationsraum unserer Gesellschaft, sie sind der kulturelle und wirtschaftliche Mittelpunkt jeder Stadt“, sagte Innenminister Michael Ebling schon, als er noch Oberbürgermeister in Mainz war.
Als Minister konnte er mitteilen, dass das 2020 aufgelegte Modellvorhaben „Innenstadt-Impulse“ auch im Jahr 2023 fortgeführt wird. Erstmals werden 2023 auch kleinere investive Maßnahmen wie Möblierungen, Bepflanzungen und Lichtinstallationen gefördert. Die Förderquote des Landes liegt dabei bei 90 Prozent der Kosten.