Über 200 Besucher haben die Veranstaltungen bei den Umwelttagen der Ortsgemeinde Maikammer vom 7.- 14. Oktober besucht.
Der Erhalt der Artenvielfalt und der Klimaschutz sind ein wichtiger Bestandteil des Leitbildes der Cittaslowgemeinde Maikammer. Bei den Veranstaltungstagen wurden alle Projekte vorgestellt, die die Ortsgemeinde Maikammer in den letzten Jahren umgesetzt hat und die derzeit und in Zukunft umgesetzt werden sollen.
Großes Interesse fand die Präsentation des Bioheizwerks mit Nahwärmenetz und das Projekt Kalte/Nahwärme im Baugebiet „Eulbusch III“ durch die beiden Geschäftsführer der Bioheizwerk GmbH Maikammer, Herr Andreas Reuter und Sascha Dechert. Beide Projekte leisten einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung von Treibhausemissionen durch den Einsatz erneuerbarer Energieressourcen. Das Heizwerk wird zu rd.75 % mit Holzhackschnitzeln, vorwiegend aus dem Pfälzerwald, betrieben.
Über ein Nahwärmenetz werden rd. 20 Großprojekte wie das Kalmitbad, die Gebr. Ullrich-Realschule, das Pflegeheim St. Pirmin, die Wohnanlage Lebensräume für Jung und Alt, der Wasgaumarkt, die Wohnstätte des Pfalzklinikums, das Rathaus, das Bürgerhaus die KITA und das neue Büro für Tourismus mit 6 Ferienwohnungen erschlossen. Daneben sind auch private Anwesen angebunden, die an der Nahwärmeleitung liegen.
Mit dem Projekt „Kalte/Nahwärme“ im Baugebiet „Eulbusch III“ hat die Ortsgemeinde ein zukunftsfähiges Projekt zur Wärmeversorgung umgesetzt. Rd. 75 % der Gebäude im Baugebiet werden über ein Netz mit Erdwärme emissionsneutral versorgt. Über 29 Erdsonden, die bis in 145 Meter Tiefe gebohrt wurden, wird eine Soletemperatur von 10 Grad über die Erdleitungen in die Häuser geliefert. Die Wärme wird in den Häusern von Wärmepumpen verdichtet. Das Netz bietet die Möglichkeit, im Sommer quasi kostenlos Räume zu kühlen, wodurch Klimaanlagen ersetzt werden.
Bei der Führung im Mediterranen Garten, der im nächsten Jahr 25 Jahre „alt“ wird, stellte der Botaniker Peter Straub einige der 500 im Garten vertretenen Pflanzen aus dem Mittelmeerraum vor. Des Weiteren wurden die neugestalteten Grünflächen des Konzeptes „Grünplan Maikammer“ besucht. Das Konzept sieht den Einsatz von Pflanzen vor, die die zunehmende Hitze und Trockenheit besser vertragen. Verschiedene Grünflächen in der Ortsgemeinde und Ortseingänge wurden bereits neu bepflanzt. Ein großer Vorteil dabei ist auch, die Einsparung von Gießwasser und erheblicher Bauhofkosten.
Die Gartenbauingenieurin Eva Hofmann von der Gartenakademie des DLR Neustadt/W referierte zum Thema „Tiere im Garten – ein Garten für Tiere“. Mit vielen Beispielen zeigte sie auf, wie man in seinem Garten einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Artenvielfalt leisten kann.
Der Beigeordnete der Ortsgemeinde Maikammer, Klaus Humm, stellte das „Eh-da Flächenprojekt“ der Ortsgemeinde vor. Dieses wurde im Jahre 2018, zusammen mit dem Institut für Agrarökologie „RLP- Agroscience“ aus Neustadt/W entwickelt. Das Projekt hat das Ziel, die in den letzten Jahren schwindenden Lebensräume für wildlebende Tier- und Pflanzenarten zu sichern und zu stärken und orientiert sich vor allem an den Bedürfnissen der Wildbienen. Dazu wurden Areale der offenen Agrarlandschaft, die weder landwirtschaftlich noch naturschutzfachlich genutzt sind, umgestaltet.
Am Abschlusstag wurden viele umgesetzte Projekte an Info-Tafeln „Am Eichelberg“, unterhalb der Streuobstwiesen, von Referenten vorgestellt. Der Haardtrand „Am Eichelberg“ wurde 1992 unter Naturschutz gestellt. Eine Fläche von 15,5 ha wurde in das europäische Vogelschutzgebiet „Haardtrand“ integriert, als Teil des NATURA 2000 Netzwerks. In den dortigen Streuobstwiesen erfolgt eine extensive Pflege in Form einer einmaligen Mahd oder Beweidung. Viele Flächen sind Eigentum der Ortsgemeinde und wurden der Biotopbetreuung zur Pflege überlassen. Die nach Süden ausgerichteten Streuobstwiesen werden von der Naturschutzmanagerin Petra Jörns betreut. Finanziert und koordiniert werden die Arbeiten von der Oberen Naturschutzbehörde, der SGD Süd in Neustadt/W.
Die am Haardtrand nach Osten ausgerichteten Streuobstwiesen sind Teil des 2021 vom Ortsgemeinderat beschlossenen „Streuobstwiesenprojektes Eichelberg“. Dieses wird von Peter Straub betreut, der als Referent für Fragen der Besucher zur Verfügung stand. Streuobstwiesen gehören zu den artenreichsten Biotopen. Sie bieten beste Voraussetzungen für eine hohe Artenvielfalt.
Die hochstämmigen Bäume, die verstreut in der Landschaft stehen, tragen unterschiedliches Obst, wie Äpfel, Birnen, Kirschen und Pflaumen. Gleichzeitig kann die Wiese als Weideland genutzt werden. Die Streuobstwiesen werden von einer Ziegenherde von Stefanie Funk aus Maikammer, zweimal im Jahr beweidet.
Die Nährstoffknappheit durch die fehlende Düngung und die Beweidung bewirken, dass keine Pflanzenart überhand nehmen kann. So können zahlreiche Tier- und Pflanzenarten nebeneinander existieren, wie Insekten und Reptilien. Neben all dem Obst ist auch Honig ein typisches Streuobstwiesenprodukt. Gerne platziert der Imker sein Bienenvolk, das vor allem auf die Apfelblüte fliegt, neben einer Streuobstwiese, so auch bisher am Eichelberg.
Die Streuobstwiesen am Eichelberg sind mit verschiedenen Obstsorten bewachsen. Der Pomologe Rainer Rausch war Ansprechpartner für die Bestimmung von Apfel- und Birnensorten. Seit über 10 Jahren sammelt der Arbeitskreis „AK Schöpfung bewahren“, Äpfel und lässt diese zu Apfelsaft pressen.
In dieser Zeit wurden ca. 14.000 Liter Apfelsaft verkauft. Der Erlös wird für soziale Zwecke gespendet. Martina Garrecht und das Ehepaar Brosig hatten einen guten Besuch an ihrem Info- und Verkaufsstand. Sie informierten auch über fachgerechte Baumschnitte. Interessenten für Baumschnittkurse konnten sich am Infostand anmelden.
Der ausgewiesene Experte im Bereich Landschaft- und Naturschutz, Kurt von Nida von den Südpfalz Biotopen informierte über die Notwendigkeit eines sorgsamen Umgangs mit unserer herrlichen Kulturlandschaft. Die Aktion Südpfalzbiotope dient dem Zweck den Naturhaushalt zu unterstützen. Dies betrifft Flächen in öffentlichem und privatem Besitz und erfolgt durch jeweils zielgerichteten pflegerischen Umgang damit.
Unsere Ortsgemeinde profitiert von den großen Erfahrungen des Biotopverbandes. Während in unserer Gemarkung eine Ost-West-Achse eines Biotopverbundes besteht, soll eine solche auch in Nord-Süd-Richtung geschaffen werden. Diesbezüglich wird eine Lösung mit den Südpfalz-Biotopen gesucht.
Große Beachtung fand das Thema: „Klimaangepasstes Waldmanagement“. Dieses wurde den Besuchern von Revierförster Rainer Northoff vorgestellt. Der Ortsgemeinde Maikammer wurde für das Jahr 2023 ein Bundeszuschuss nach der Richtlinie für ein klimaangepasstes Waldmanagement in Höhe von 71.403 Euro für rd. 767 ha. Wald bewilligt.
Für die Jahre bis einschließlich 2042 sind der Ortsgemeinde, vorbehaltlich der Bereitstellung der Bundesmittel, weitere Zuschüsse bis zu einer Gesamtsumme von max. 752.407 Euro in Aussicht gestellt worden. Das Förderprogramm ist ein Einstieg in die Honorierung der Ökosystemleistungen des Waldes. Gefördert werden Gemeinden, die nachweislich ihre Wälder nach Kriterien bewirtschaften, die sowohl über den gesetzlichen Standard, als auch über die bestehende Zertifizierung hinausgehen.
Bei der Bewirtschaftung sind 11 Kriterien definiert, die über einen Zeitraum von 10 Jahren einzuhalten sind. Einige dieser 11 Kriterien gehören bereits seit vielen Jahren zum Standard der Waldbewirtschaftung der Ortsgemeinde. Vom 11. bis 20. Jahr wird eine Stilllegungsprämie für 5 % der Waldfläche gewährt. Die Inhalte des Förderprogramms sind sehr anspruchsvoll, sind aber bestens unter das Leitbild der Cittaslowgemeinde zu subsumieren.
Große Freude hatten Kinder beim Spaziergang mit der Ziege „Else“ von Stefanie Funk. „Else“ ist total auf Kinder fixiert und hatte schon „Auftritte“ in den KITA´s. Sehr interessant waren für Kinder und Erwachsene die Informationen der Bio-Imker, Anna und Frieder Quasthoff aus Hambach über das Leben der Honigbiene. An einem Schaukasten mit einem kleinen Bienenvolk wurde die Arbeit eines Imkers praxisnahe gezeigt. Eine tolle Präsentation. Die wichtigsten Helfer bei der Freihaltung der Streuobstwiesen, die Ziegenherde von Stefanie Funk, waren „bei ihrer Arbeit“ zu sehen.
Patrick Orth aus Roth hatte eine Ausstellung mit Holzfiguren aufgebaut, die er mit der Motorsäge hergestellt hat. Bewirtet wurde die Veranstaltung am Eichelberg durch das Weingut Erich Stachel, welches in unmittelbarer Nähe auch eine Streuobstwiese angelegt hat. Für das Grillen von Wild- und normalen Bratwürsten sorgten Andreas Funk und Frank Lösch.
Die Umwelttage waren ein toller Erfolg. Die große Anerkennung für die bisher umgesetzten Projekte durch anwesende Kommunalpolitiker aus anderen Gemeinden und durch die Südpfalz-Biotope sind ein Beleg dafür, dass sich unsere Ortsgemeinde schon vor einigen Jahren auf einen „guten Weg“ gemacht hat. Die Umwelttage sollen ein fester Bestandteil des Veranstaltungskalenders der Ortsgemeinde werden.
Weitere Vorträge zur Stärkung des Klimaschutzes sind am:
1. Dienstag, 24.Oktober 2023, 19.00 Uhr im Bürgerhaus
-Einführung von „Mobility on Demand“ in unserer
Verbandsgemeinde Maikammer
2. Dienstag, 21.November 2023, 19.00 Uhr im Bürgerhaus
-„Der klimafreundliche Garten“ mit SWR Moderatorin Heike
Boomgaarden & Werner Ollig