Bäcker- und Konditormeister hat in Roschbach ehrgeizige Ziele
ROSCHBACH – lam – Freude in Roschbach und Umgebung. Die Filiale der Bäckerei Walter aus Neustadt-Duttweiler ist seit dem 6. Dezember wieder geöffnet. Mit Franz Meister aus Landau-Queichheim hat ein Mann die Federführung im Geschäft übernommen, der als Bäcker- und Konditormeister sowie langjähriger Ausbilder und Berufsschullehrer in Landau mit der Branche bestens vertraut ist.
Der Laden, der im Multifunktionsgebäude am Raiffeisenplatz untergebracht ist, war zuletzt geschlossen, was daran lag, dass die eingesetzte Verkäuferin erkrankte und später kündigte. Ersatz war nicht zu bekommen.
„Sie hatte dann wohl eine besseres Angebot bekommen. Dass sie dieses annahm konnte ich ihr nicht verdenken. Zwischenzeitlich hat sie aber bei mir angefragt, ob sie vielleicht wieder stundenweise in Roschbach einsteigen könnte, zumal sie hier wohnt“, berichtet Bäckermeister Volker Walter.
Volker Walter war einst einer von insgesamt 1.500 Bäckerlehrlingen, die Franz Meister in den 1980er Jahren an der Berufsschule in Landau ausbildete. „Für mich ist Volker Walter ein Leidenschaftsbäcker, wie es sie heutzutage kaum noch gibt“, so der 71-jährige.
Im Verkaufsbereich darf er in Roschbach ab Mai 2024 auf festes Personal hoffen. Für Volker Walters Tochter Julia und deren Freundin Marie-Lena Gerstner steht nämlich im kommenden Mai, nach dreijähriger Ausbildung, die Prüfung zur Bäckereifachverkäuferin an.
Meister ist sich sicher, dass beide diese erfolgreich bestehen werden, warten sie in der Berufsschule doch mit Bestnoten auf. Er hat die jungen Frauen unter seine Fittiche genommen, nachdem es für beide in dem Betrieb, in dem sie bis dato ausgebildet wurden, nicht mehr so lief wie gewünscht.
„Nach bestandener Prüfung dürfen die Damen dann in Roschbach als ihr eigener Herr fungieren“, erklärt Volker Walter. „Roschbach ist weit genug von Duttweiler weg, da kommen wir uns nicht wirklich in die Quere!“ lacht er.
Seine 23-jährige Tochter ist schon jetzt ganz früh morgens im Roschbacher Laden präsent. Sie nutzt die morgendliche erste Auslieferungsfahrt als Mitfahrtaxi“.
Die fünf Jahre ältere Marie-Lena hat es da nicht so einfach, wohnt sie doch in Büchelberg. Aber oft fahren sie ihre Eltern nach Roschbach und Franz Meister bringt sie abends auch immer wieder mal nach Hause.
Ansonsten ist sie auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen, wobei sie die Anbindung von Roschbach an das Netz lobt. Die Berufsschule in Neustadt erreicht Julia natürlich auch viel leichter als Marie-Lena.
Beide sind schon lange Freundinnen, besuchten sie doch zusammen eine Förderschule in Worms, denn sowohl Julia, als auch Marie-Lena gehören zu den Menschen mit Einschränkung.
Dies hält sie aber nicht davon ab ihr Leben zusehends in Eigenregie zu meistern. Der Umgang mit Menschen im Geschäft fördert dabei zunehmend die Lebensqualität. Das Stichwort Inklusion, gerade die soziale Inklusion, ist für Franz Meister dabei keine leere Worthülse. Er hat ein Faible für Menschen, die leider viel zu oft am Rande der Gesellschaft stehen, als mittendrin zu sein.
„Es gibt schon jetzt viele positive Meldungen aus der Bevölkerung, dass wir die beiden Frauen hier integrieren und sie selbstständig arbeiten lassen.
Mit David Bednarczyk hat ein 19-jähriger mit Einschränkung im August diesen Jahres seine Ausbildung zum Bäcker bei Volker Walter in Duttweiler begonnen. Er stammt aus Landau, wohnt aber nun in Duttweiler, was ihm einiges an Anfahrtszeit erspart. Auch über ihn hält Franz Meister seine schützenden Hände.
Schon Meisters Eltern waren sozial engagiert und arbeiteten im Jugendwerk in Landau-Queichheim mit jungen behinderten Menschen zusammen. Der Vater wurde sein großes Engagement sogar mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, Meisters zwei Jahre älterer Bruder kümmert sich in Bad Bergzabern um Flüchtlinge.
Franz Meister hat in Roschbach, trotz seines Alters viel vor. Ihm schwebt der Aufbau eines Fachzentrums vor, in dem Menschen mit Beeinträchtigungen ausgebildet werden. Er will diesen Menschen eine gute Basis für ihr weiteres Leben schaffen.
„Es bedarf der Eingliederung, der Selbstständigkeit, der Erhöhung der Lebensqualität und der Anerkennung durch die Bevölkerung!“ Deshalb haben die beiden Azubis, Uschi Otto aus Edesheim, die als Verkäuferin in Roschbach tätig ist, und Franz Meister auch ein gemeinsames Motto entwickelt: „Füreinander da!“
Ab Januar soll es mittwochs Dampfnudeln, wahlweise mit Wein- oder Vanillesoße geben. Der Donnerstag steht unter der Überschrift „Schlachtspezialitäten“, welche die Metzgerei Frech aus Essingen liefern wird.
Freitags gibt es was Schnelles, sprich Pizza oder auch mal einen Eintopf mit Würstchen.
Dies alles soll per Kartenvorverkauf laufen, da es im Innenbereich nur zwölf Sitzplätze gibt. Im Sommer können im Außenbereich weitere Plätze angeboten werden.
Auch Vorbestellungen werden möglich sein, um das Essen dann abzuholen.
Die Azubis schlugen vor einmal im Monat einen Seniorentreff abzuhalten. Ältere Menschen, die vielleicht nicht mehr so beweglich sind, können ab Januar ihre Bestellung telefonisch abgeben, die dann mittels Fahrrad nach Hause geliefert.
„Die Voraussetzungen, welche uns die Gemeinde bietet, sind sehr gut. Alleine dass für uns keine Miet- und Stromkosten anfallen, lässt uns viel besser arbeiten, als wenn wir diese selbst stemmen müssten“, hofft Meister auf eine weiter gute Zusammenarbeit mit den Gemeindeverantwortlichen und auch darauf zur Pflege der Dorfgemeinschaft beitragen zu können.
Sein Bekanntheitsgrad ermöglicht ihm auch gute Verbindungen zur IG Metall, zur Stadt Landau und der zur Handwerkskammer.
„Dies hier wird voraussichtlich die letzte große Herausforderung in meinem Leben sein, wobei ich altersmäßig kein Problem sehe. In unserer Familie wurde fast alle sehr alt, ich selbst werde 114“, stellt er lächelnd fest.
Neben den Backwaren können auch Wurstwaren von der Metzgerei Frech, Milchprodukte, alkoholfreie Getränke, ein paar Süßigkeiten, sonstige Lebensmittel, aber auch Spül- und Waschmittel erworben werden.
Genießen kann man auch in aller Ruhe eine Tasse Kaffee, ein Stück Kuchen oder eine Schneckennudel. Die Firma Hermes bietet zudem ein Paketservice an.
Für eine junge Mutter aus Venezuela mit ihren zwei Kindern, sucht Meister aktuell noch eine Wohnung, möglichst in Roschbach.
Ihr Ehemann und zwei weitere Kinder wurden tödliche Opfer der Kriminalität in ihrem Heimatland.
Sie wünscht sich, dass die Kinder möglichst in Roschbach zur Schule bzw. in den Kindergarten gehen können.
Dann wäre es für sie auch möglich, sich ihren großen Wunsch zu erfüllen, nämlich zur Verkäuferin ausgebildet zu werden.
Bild: Heinz Lambert