Mehr Flexibilität im ÖPNV für die Gäugemeinden
EDENKOBEN -lam- Mit einer Probefahrt ab Edenkoben und zurück startete am Sonntag, 25. August, die flexline des Verkehrsverbundes Rhein Neckar (VRN), kurz VRNflexline. Diese ermöglicht es insbesondere den Bewohnerinnen und Bewohnern der Gäugemeinden notwendige Busfahrten flexibel zu gestalten.
Vom Parkplatz „Im Letten“ führte die erste Tour über Edesheim, Großfischlingen und Venningen zurück nach Edenkoben. Geplant war ursprünglich die komplette Route, sprich durch Edesheim, alle Gäugemeinden bis nach Hochstadt zu fahren, doch verhinderte Terminenge bei den mitfahrenden Verantwortlichen dieses Vorhaben. Der erste Eindruck nach der Fahrt: Es ist etwas angenehmer, weil ruhiger, im Kleinbus zu reisen, als in den Großraumbussen, welche sonst die Buslinien befahren.
Die flexline kann von Montag bis Freitag zwischen 6 und 20 Uhr, sowie an Samstagen, Sonn- und Feiertagen zwischen 8 und 20 Uhr entweder per Telefon unter der 06 21 – 107 70 77 oder mit einer Handy-App bestellt werden. Man ruft an oder gibt ein, an welchem Haltepunkt man abgeholt werden möchte und wohin die Fahrt gehen soll. Wenn man wieder nach Hause will, funktioniert das Prozedere auf die gleiche Weise.
Die Planung von Fahrten kann bis zu 14 Tage im Voraus vorgenommen werden. Dies macht vor allem dann Sinn, wenn feste Termine, beispielsweise Arztbesuche anstehen oder der Besuch von Opa oder Oma im Seniorenheim ansteht und man im Voraus schon weiß, dass man rund drei Stunden mit seinen Lieben verbringen will. Natürlich können auch mehrere Personen gleichzeitig den Service nutzen.
Im Gegensatz zu anderen Bereichen in der VG Edenkoben und auch im sonstigen Landkreis Südliche Weinstraße, sind die Gemeinden östlich von Edenkoben nicht ganz so gut an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) angebunden. Hier soll das flexline-Angebot für Verbesserung sorgen.
Eingerichtet sind Haltepunkte in Edenkoben, Edesheim, Großfischlingen, Kleinfischlingen, Altdorf, Böbingen, Freimersheim, Gommersheim, Venningen und Hochstadt. Hochstadt, dass ja nicht zur VG Edenkoben gehört deshalb, damit man von dort aus dann mit einer weiteren Buslinie nach Speyer fahren kann. Es gibt aber eine Einschränkung.
Da von Edesheim aus zahlreiche Züge und Busse nach Edenkoben fahren, kann für diese Teilstrecke die flexline nicht gebucht werden. Auch der Bahnhof Edenkoben wird nicht angefahren.
Neben den üblichen Bushaltestellen, sind in den genannten Orten zusätzlich virtuelle Haltestellen eingerichtet, was bedeutet, dass an diesen die flexline anhält, auch wenn es sich nicht um eine der klassischen Bushaltestellen handelt, so beispielsweise der Parkplatz „Im Letten“.
Der angebotene Shuttle-Service ist der erste seiner Art in Rheinland-Pfalz. Die Kosten einer Fahrt sind gleich denen, wie sie auf den sonstigen Buslinien des VRN anfallen. Zum Einsatz kommt ein Kleinbus der Palatinabus Gmbh aus Edenkoben mit ausklappbarer Rampe für Rollstühle, Kinderwagen oder Gepäck.
Die erste Fahrt hatten SÜW-Landrat Dietmar Seefeldt, der Bürgermeister der VG Edenkoben Daniel Salm und der Geschäftsführer der Palatinabus Marcus Weigl gebucht. Auch hätten interessierte Personen mitfahren können, doch wurde dieses Angebot nicht wahrgenommen.
Simone und Mike Fahrenholz aus Gommersheim und Anne-Bärbel Engelhart aus Altdorf kamen aber zum Startpunkt, wo sie sich erst einmal über das Angebot informieren wollten. Engelhart bedauerte, dass nicht mehr Interessierte gekommen waren, um sich über das, aus ihrer Sicht, Super-Angebot zu informieren.
Sie selbst ist viel mit dem E-Bike unterwegs. So kam es nicht von ungefähr, dass sie fragte, ob im Bus Fahrräder mitgenommen werden können. Der Platz hierfür ist zwar begrenzt, aber grundsätzlich ist diese Transportmöglichkeit gegeben, erklärte Marcus Weigl.
Engelharts Vorschlag am Heck des Busses Fahrradhalter anzubringen, werde bei künftigen Ausschreibungen berücksichtigt, nahm Dietmar Seefeld die Idee positiv auf. In Mecklenburg-Vorpommern, auf der Insel Rügen, in Österreich und auch in der Schweiz habe sie mehrfach schon die Möglichkeit gehabt ihr E-Bike eigenhändig am Bus aufzuhängen, berichtete Engelhart.
Aus ihrer Sicht gibt es im Bereich ÖPNV in der Region aber insgesamt noch reichlich Nachholbedarf. So muss sie derzeit, wenn sie von Altdorf nach Neustadt mit dem Bus fahren will, erst in Richtung Gommersheim fahren, dort umsteigen, um dann über Duttweiler nach Neustadt zu kommen. Fahrzeit 45 Minuten. Vor einer vorgenommenen Fahrplanumstellung betrug die Fahrzeit für diese Strecke nur 20 Minuten! Mit dem Fahrrad schafft sie diese in 35 Minuten.
Die flexline sieht sie beispielsweise als gute Möglichkeit durch die Ortsgruppen des Pfälzerwald-Vereins Wanderungen zu planen, ohne dass jeder zum Startpunkt erst mit dem Auto fährt. Bei Veranstaltungen sollte es die Möglichkeit geben, die flexline auch in den späteren Abendstunden zu nutzen.
Simone und Mike Fahrenholz sind viel mit ihren E-Bikes unterwegs, wollen aber in Zukunft auch die flexline nutzen. Ihr Hauptinteresse galt aber vor allem der Möglichkeit festzustellen, wie ihre Tochter per flexline von Gommersheim nach Landau kommen kann, wo sie nun ein Gymnasium besucht. Direkt lässt sich die Strecke zwar nicht befahren, aber zumindest kommt sie dank flexline nun von Gommersheim zum Bahnhof Edesheim, und so mit dem Zug weiter nach Landau.
Durch die flexline soll auch das Problem der Leerfahrten, von denen es immer noch recht viele gibt, reduziert werden. Dies ginge dann auch mit einer Reduktion des Schadstoffausstoßes einher. Die durch die flexline entstehenden jährlichen Mehrkosten, die sich auf 100.000 Euro belaufen, teilen sich der Kreis und die VG, zudem zahlte der Kreis einmalig 13.000 Euro für die Grundinstallation.
Man will durch das Angebot möglichst viele Bürgerinnen und Bürger dazu bewegen mehr auf den ÖPNV zu setzen. In den ersten Wochen wird es wohl etwas Geduld brauchen bis alles richtig rund läuft, aber die Verantwortlichen zeigten sich zuversichtlich, dass dies schnell gelingt.
Text und Bild: Heinz Lambert