Am Samstag jährt sich die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau zum 79. Mal. Landrat Dietmar Seefeldt und Adrian Rinck, Leiter der Kreismusikschule Südliche Weinstraße, werden auf Einladung der polnischen Stadt Oświęcim, die unter der Nazi-Herrschaft Auschwitz hieß, am 27. Januar an den dortigen offiziellen Feierlichkeiten teilnehmen.
Die Einladung betrachten Seefeldt und Rinck als besondere Ehre und als verantwortungsvollen Auftrag, dazu beizutragen, das Erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus wachzuhalten. „Wir werden gemeinsam mit anderen eingeladenen internationalen Delegationen an den Zeremonien in der Stadt und an der Gedenkstätte des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau teilnehmen“, berichtet der Landrat.
„Vielfach erstarkt in Europa und der Welt jüngst wieder nationalistisches und völkisches
Gedankengut. Viele Menschen in Deutschland stellen sich dem in diesen Tagen entschieden entgegen, aufgerüttelt von den Enthüllungen rund um das Geheimtreffen von Rechtsextremisten in Potsdam.“
Seefeldt hält fest: „Zu jedem Ort und zu jeder Zeit gilt es, sich gegen alle Formen von
gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit auszusprechen. Rund um den 27. Januar gewinnt diese Pflicht der Demokraten besondere Bedeutung, wenn wir der Opfer des Nationalsozialismus gedenken.
Wir erinnern an die sechs Millionen Jüdinnen und Juden, die von den Nazis ermordet wurden, an Sinti und Roma, Zwangsarbeiter, Menschen aus der polnischen Bevölkerung, Menschen mit Behinderung, Homosexuelle, und die vielen anderen Opfer des NS-Regimes.“
Der Jazz-Pianist Adrian Rinck wird außerdem am Freitagabend, dem Vorabend des Gedenktags, bei einem Konzert in der Musikschule von Oświęcim mitwirken. „Spielen möchte ich zwei Eigenkompositionen von mir. Eine heißt ‚Home’, die andere ‚Caught in the loop‘“, so der Musiker und Pädagoge. „Das Lied ‚Irgendwo auf der Welt‘ habe ich ebenfalls für diesen Anlass vorbereitet. Es wurde durch die Comedian Harmonists in Europa in den 1930er-Jahren populär. Drei jüdische Mitglieder des Vokalensembles erhielten später von den Nationalsozialisten Berufsverbot.“
Teil der Delegation von der Südlichen Weinstraße ist auch Professor Matthias Bahr (Rheinland-Pfälzische Technische Universität in Landau, wissenschaftlicher Leiter der Arbeitsstelle „Menschenrechtsbildung“ im Fachbereich Kultur- und Sozialwissenschaften).
Die Kooperation zwischen dem Landkreis Südliche Weinstraße und seiner Musikschule sowie dem universitären Schwerpunkt „Menschenrechtsbildung“ in Landau mit der Staatlichen Musikschule in Oświęcim (Polen) geht auf das außergewöhnliche Projekt „Youth. Europe. Music.“ aus dem Jahr 2022 zurück. Auch die Ecole Municipale des Arts de Wissembourg (Frankreich) gehört zum damals begründeten „Weimarer Dreieck der Jugend“.
Junge Musikerinnen und Musiker haben am 8. Mai 2022, am Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa, wenige Monate nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022, ein starkes Signal in die Welt gesendet: Sie haben gemeinsam ein Konzert in Oświęcim/Auschwitz gegeben, unter anderem mit Freiheitsliedern aus allen drei Nationen. Die polnischen Freundinnen und Freunde waren im Herbst 2022 dann in der Pfalz und im Elsass zu Besuch, als „Youth. Europe. Music.“ auf dem Hambacher Schloss, in Annweiler und Weißenburg die Konzertsäle füllte. Das gemeinsame Orchester spielte damals sogar im Europaparlament in Straßburg.
Bild und Text: Kreisverwaltung Südliche Weinstraße