KISS Edesheim: Der Schlaganfall und seine Folgen!

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Jürgen Gläßgen plant eine Selbsthilfegruppe für Patienten und Angehörige 

EDESHEIM -lam- Die Angst vor einem Schlaganfall versetzt die Bevölkerung immer öfter in Angst und Schrecken. Diesen Eindruck haben viele Menschen, besonders dann, wenn Verwandte, Angehörige, Freunde und Bekannte betroffen sind und dann meist bis an ihr Lebensende an den Folgen zu leiden haben.

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein hat festgestellt, das in Deutschland jährlich 270.000 Menschen einen Apoplex oder Hirnschlag erleiden, den schlagartig“ auftretenden Ausfall von Gehirnfunktionen. Er ist der Oberbegriff für die akute Schädigung von Hirnarealen, die entweder infolge eines Gefäßverschlusses oder durch eine Hirnblutung entsteht. Hirninfarkte und Hirnblutungen sind die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Der Schlaganfall ist die häufigste Ursache für bleibende Behinderungen im Erwachsenenalter.

Immer noch herrscht die Annahme vor, das von einem Schlaganfall nur ältere Menschen betroffen sind; dies ist falsch. Auch Menschen zwischen 20 und 60, Jugendliche, Kinder und sogar Babys kann es treffen.

Tritt der schlimmste Fall ein, entstehen viele Fragen. Was tun? Wie geht das Leben weiter? Wie gestalte ich künftig meinen Alltag? Welche Veränderungen kommen auf mich als Angehöriger und Freund zu? Bei der Beantwortung kommt Therapeuten und sozialen Diensten eine sehr wichtige Rolle zu. Aber auch Selbsthilfegruppe können helfen.

Deshalb soll zusammen mit der Landeskontaktstelle für Selbsthilfe, bekannt als „KISS Pfalz, Selbsthilfetreff Pfalz“ in Edesheim, eine „Gruppe Schlaganfallpatienten“ gegründet und aufgebaut werden. Jürgen Gläßgen aus Landau fungiert hier als Ansprechpartner. Er hat Erfahrung, leitet er doch schon seit 28 Jahren eine Gruppe, die sich mit der Entstehung von Tinnitus und dessen Folgen beschäftigt, die einzige ihrer Art im Kreis SÜW.

Bei Jürgen Gläßgen sollten sich zunächst Patienten und Interessierte melden, die vom Schlaganfall direkt oder indirekt betroffen sind. Im nächsten Schritt ist ein erster Gruppenabend geplant. Sobald sich fünf bis sechs Personen bei ihm melden, geht es dann in medias res. Gläßgen wird die Gruppe bei den ersten drei bis vier Treffen begleiten und gemeinsam mit den Teilnehmern eine Organisationsstruktur entwerfen.

Die Beteiligten dürfen gerne ebenfalls Betroffene mit ins Boot holen. Die Treffen können an verschiedenen Orten stattfinden, bestenfalls in der Nähe der Ortschaften in denen die meisten der Gruppenmitglieder zu Hause sind.

Stefanie Grüner, hauptamtliche Mitarbeiterin im KISS, hat 2022 das Projekt „Ingangsetzer“ gestartet. Ein solcher ist auch Jürgen Gläßgen, denn jemand muss ja ein Projekt in Gang setzen und mit Leben füllen. Diese ehrenamtlich tätigen „Ingangsetzer“ gründen Selbsthilfegruppen, ohne dass sie selbst Betroffene sind. Die Gruppen sollen sich dann Stück für Stück verselbstständigen. Wie Stefanie Grüner erklärt, ist sie selbst immer bestrebt auf dem Wissensstand zu sein, den diejenigen haben, die an den Projekten beteiligt sind.

Jürgen Gläßgen berichtet, dass es leider viele Menschen gibt die Hemmungen haben in einer Selbsthilfegruppe zu kommen „Es dauert mitunter Jahre, dass manche Menschen das Angebot annehmen. Dabei sind wir nicht im Tal der Tränen, ganz im Gegenteil. Es entsteht eine Gemeinschaft, die teilweise über Jahre zusammenbleibt und in der bei den Treffen auch viel gelacht wird!“ In der Gruppe schildet jeder seine Malaisen. Auch ist jeder dort gleichermaßen betroffen. „Jeder in der Gruppe ist Patient und Therapeut in einer Person“, verdeutlicht Gläßgen.

Der Austausch untereinander beschäftigt sich mit der Diagnose und dem Umgang damit, so kann jeder in der Gruppe vom anderen profitieren. Ganz wichtig dabei: Es dringt nichts nach außen! Diskretion ist das A und O.

Angehörige von Betroffenen sind in den Gruppen herzlich willkommen. Jürgen Gläßgen kann sich sogar vorstellen, dass man eine Selbsthilfegruppe Schlaganfall ins Leben ruft, die nur aus Angehörigen und Freunden besteht, die zwar nicht körperlich, aber doch psychisch stark betroffen sind.

„Im Lauf der Jahre habe ich immer wieder festgestellt was Selbsthilfe bewirken kann! Dies immer im positiven Sinn,“ stellt Gläßgen fest, der einst Gründungsmitglied des KISS war.
Die nun zu gründende Gruppe wird ein offener Treff sein, zudem auch Referenten eingeladen werden könnten, die über das Thema als solches sprechen, aber auch Fragen beantworten können. Sobald die Gruppe sich gefunden hat, tritt Gläßgen in den Hintergrund und die Teilnehmer managen die Gruppe selbst.

Die Betroffenen lernen gemeinsam mit anderen Betroffenen zu formulieren, was die neue Lebenslage für sie bedeutet. Sie lernen anderen Betroffenen vom eigenen Kummer sowie ihren Ängsten und Sorgen zu berichten. Die Teilnehmer merken, wie befreiend dies sein kann und spüren dass sie nicht alleine sind. Sie helfen sich und machen sich gegenseitig Mut, um auch in Zukunft mit den vorhandenen Fähigkeiten und Möglichkeiten zu leben und gegenseitig neue Energie zu schöpfen.

Regelmäßig an einem Abend im Monat, in der Woche, alle 14 Tage usw., sprechen
mindestens sechs Personen ohne Mitwirken eines therapeutischen Experten über ihre persönlichen Probleme. Eine Gruppensitzung dauert in der Regel zwei Stunden und findet in einem neutralen Raum statt. Die Teilnehmer wollen gemeinsam versuchen besser mit ihren persönlichen Probleme umzugehen oder diese gar zu lösen. Entscheidendes Merkmal und die Basis von Selbsthilfegruppen ist, dass sie in eigener Sache handeln. Je länger eine Gruppe zusammen ist, desto stärker entwickelt sich die Spontanität.

Info
Interessierte für die Selbsthilfegruppe Schlaganfall können sich wie folgt melden:
Email: Juergen@kiss-pfalz.de, Mobil: 01 60 – 94 75 2 186
Für sonstige Angebot an KISS Pfalz – Selbsthilfetreff Pfalz e.V., Kirchberg 18, 67483 Edesheim (Tel: 0 63 23 – 98 99 24) wenden.

Text und Bild: Heinz Lambert

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