Maikammer: „SILBERSTREIF“ hilft bedürftigen Menschen – Vortrag in Maikammer

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Altersarmut – Was tun?

MAIKAMMER. Eine gute Resonanz erfuhr die Veranstaltung „Alt und arm? SILBERSTREIF gegen Altersarmut“, welche die Arbeitsgemeinschaft 60 plus der SPD im Gemeindeverband Edenkoben am Dienstag, 15. Oktober, im Kulturhof 1590 in Maikammer in Zusammenarbeit mit der Silberstreif-Vorsitzenden Christine Baumann, angeboten hatte.

Mehr als 30 Interessierte waren der Einladung der AG-Vorsitzenden Brigitte Bartels gefolgt, darunter Markus Sell, Ortsbürgermeister von Maikammer, die SPD-Bundestagskandidatin Yildiz Härtel, sowie der frühere Landauer Bürgermeister Maximilian Ingenthron, welcher demnächst den Vorsitz von „Silberstreif“ von Christine Baumann übernehmen wird.

Der Verein wurde vor zehn Jahren in Landau gegründet und hat sich kontinuierlich erweitert. So gibt es Zweigstellen im Kreis Südliche Weinstraße in Annweiler und Edenkoben. Die Damen und Herren, welche für den Verein tätig sind, arbeiten ehrenamtlich.

Finanziert wird alles durch Spendengelder. Der Verein arbeitet dabei eng mit den Verwaltungen der Stadt Landau und des Kreises SÜW zusammen. Voraussetzung, um Hilfe in Anspruch nehmen zu können, ist die Vorlage eines Rentenbescheids oder eines Bescheids über den Bezug von Grundsicherung.

Christine Baumann stellte fest, dass nur rund 40 Prozent aller Antragsberechtigten überhaupt einen Antrag auf Sozialhilfe stellen. Im Kreis SÜW ist die Zahl der Bezieher von 423 im Jahr 2023 auf 493 im Jahr 2024 gestiegen, was ein Zuwachs von 14,3 Prozent bedeutet.

Der Verein hilft Menschen ab dem 60.Lebensjahr oder in Ausnahmefällen auch unter 60 Jahren, wenn beispielsweise Rente wegen Erwerbsunfähigkeit bezogen wird. Es können auch Patenschaften für 25 Euro monatlich übernommen werden. Jede Spende ist willkommen. Silberstreif sucht noch nach einem ehrenamtlichen Ansprechpartner aus der Gemeinde Maikammer.

Oft reichen die Sozialleistungen nicht zum Leben aus, so dass der Verein Silberstreif vielen Bedürftigen zusätzlich hilft. Wie Christine Baumann berichtete wendet sich eine zunehmende Zahl an Bedürftigen an den Verein. Ältere bedürftige und einsame Menschen werden in Landau und im Kreis SÜW nicht alleine gelassen.

Es gibt ein Netzwerk von Hilfen und Unterstützungen. So arbeitet „Silberstreif! in einem engen sozialen Verbund mit Organisationen, Vereinen, Verwaltungen und Initiativen.
Christine Baumann erläuterte die Möglichkeiten der Hilfe, nachdem zuvor Brigitte Bartels in einem Impulsvortrag zum staatlichen Sicherungssystem referiert hatte, wobei sie auf die Hauptsäulen des sozialen Sicherungssystem blickte, als da wären Grundsicherung, Hilfe zur Pflege und Wohngeld.

Doch was heißt eigentlich alt? Hier gehen die Meinungen auseinander. Ab 55 Jahren ist man Jungsenior, ab 60 Senior, ab 80 betagt, ab 90 hochbetagt.

„Die Diskussion über Altersarmut wird öffentlich sehr emotional geführt, oftmals ohne zu sagen, was unter Altersarmut verstanden wird,“ stellte Bartels fest. Sie gab einige gängige Definitionen, welche die Armutssituationen darstellen. So ist Altersarmut gegeben, wenn Personen nicht über genügend Geldmittel verfügen, um im Alter „ihr Leben“ zu bestreiten, Personen auf Grundsicherung im Alter angewiesen sind, relative Armut vorliegt, das heißt das Einkommen ist um 60 Prozent geringer als das mittlere Einkommen oder wenn sich Personen überschuldet haben.

Altersarmut, bedeutet, das ein Mensch im Alter nicht genug Geld besitzt, um seine Bedürfnisse zu befriedigen. Immer mehr Menschen sind angesichts der in den letzten Jahren eingetretenen Verschlechterung der finanziellen Rahmenbedingungen auf soziale Hilfe angewiesen.

Aktuell steigt die Zahl der Sozialhilfebedürftigen stetig an. So gab es im ersten Halbjahr 2024 729.000 Sozialhilfeempfänger in der Grundsicherung und damit 37.000 Personen mehr als noch ein Jahr zuvor. Auch im Kreis SÜW ist dieser Trend zu beobachten. Hier lag die Steigerung bei 14,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Der Bruttobedarf liegt im Durchschnitt für Personen über 65 Jahren bei 1030 Euro monatlich, einschließlich anerkannter Aufwendungen für Unterkunft und Heizung.
Zudem gibt es auch den Begriff der relativen Altersarmut.

Als Referenzpunkt wird dabei das mittlere Nettoeinkommen herangezogen. Es besteht dann ein Armutsrisiko, wenn das Einkommen geringer als 60 Prozent des mittleren Einkommens ist. Nicht unerwähnt bleiben soll die Gruppe der Personen, die sich überschuldet haben.

Ein Großteil der Bevölkerung finanziert Konsumgüter im Vertrauen auf regelmäßiges Einkommen durch Aufnahme von Krediten. Dies ist so lange unproblematisch, solange genügend finanzieller Spielraum für die Rückzahlung der Kreditraten vorhanden ist.

Bartels zeigte auch auf, wer überhaupt berechtigt ist Grundsicherung zu erhalten. Dies sind Personen ohne Rente die 65 Jahre und älter sind, sogenannte Aufstocker mit niedriger Rente die ebenfalls 65 und älter sind sowie dauerhaft voll erwerbsgeminderte Personen, die zwischen 18 und 65 Jahren alt sind.

Die AG 60-Vorsitzende zeigte anhand von Tabellen auf was wem, und in welcher Höhe zusteht, so auch einmalige Bedarfe, wie die Erstausstattungen für eine Wohnung einschließlich Haushaltsgeräten, Erstausstattungen für Bekleidung bei Schwangerschaft und Geburt oder auch die Anschaffung und Reparaturen von orthopädischen Schuhen sowie Reparaturen von therapeutischen Geräten.

Etwas überraschend wurden nach Ende der Vorträge, weder an Christine Baumann noch an Brigitte Bartels Fragen seitens der Anwesenden gestellt. „Das lag eben daran, dass die Veranstaltung sehr informativ war und beide Damen sehr umfassend referiert haben und konkret aufzeigten, wie es zur Altersarmut kommt, aber auch welche Hilfen man erhalten kann, wenn man dann tatsächlich selbst betroffen ist“, lobte Markus Sell.

Text und Bild: Heinz Lambert

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