Am 9. Mai 2021 wäre Sophie Scholl 100 Jahre alt geworden. Um an ihre beispielhafte Zivilcourage im Kampf gegen die Nationalsozialisten zu erinnern, hat die Universität Landau in Zusammenarbeit mit der Stadt Landau drei temporäre Kunstwerke realisiert. Alle befanden bzw. befinden sich im Umfeld der großen Zugangstreppe zum Campus, die seit dem Jahr 2018 den Namen „Geschwister-Scholl-Treppe“ trägt. Die Werke, „Gras über die Sache wachsen lassen?“ von Tanja Mader sowie „treibSand“ und „Weiße Rosen“ von weiteren Absolventinnen und Absolventen bzw. Studierenden, die, wie bei Street Art üblich, anonym bleiben möchten, sind im Zuge eines Kunstwettbewerbs von Uni und Stadt zur Gestaltung der Treppe entstanden. Der Wettbewerb wird von Prof. Tina Stolt vom Institut für Kunstwissenschaft und Bildende Kunst der Uni und Stadtarchivarin Christine Kohl-Langer betreut.
OB Thomas Hirsch, auf dessen Initiative die Benennung der Treppe zurückgeht, erinnert an die Bedeutung von Widerstandskämpferin Sophie Scholl gerade für die heutige, junge Generation: „Die studentische Widerstandsgruppe »Die Weiße Rose« und ihre prominentesten Mitglieder, die Geschwister Scholl, stehen für den deutschen Widerstand gegen Hitler und das NS-Regime. Bis heute sind sie Symbol für Mut, Zivilcourage und den Kampf für freiheitliche und demokratische Werte. Wie präsent gerade Sophie Scholls Leben und Wirken noch immer in den Köpfen der Menschen sind, zeigen etwa die rege Beteiligung unserer Studierenden am aktuellen Kunstwettbewerb – oder deutschlandweit das bewegende Instagram-Projekt »Ich bin Sophie Scholl« von SWR und BR.“
Aus den Einreichungen für den Kunstwettbewerb haben Prof. Stolt und Kohl-Langer drei Street-Art-Kunstwerke ausgewählt, die anlässlich des 100. Geburtstags kurzfristig umgesetzt wurden. Alle Wettbewerbsbeiträge sollen zu einem späteren Zeitpunkt in einer Ausstellung der Öffentlichkeit gezeigt werden; die Umsetzung weiterer Kunstwerke wird aktuell vorbereitet.
„Gras über die Sache wachsen lassen?“ besteht aus dem gleichnamigen Kunstrasen-Schriftzug und möchte die Betrachterin bzw. den Betrachter zum Nachdenken anregen: Fragen Sie sich selbst, wie sie mit Geschichte umgehen möchten – aus dem Vergangenen lernen oder „Gras über die Sache wachsen lassen?“. Tanja Mader, Jahrgang 1991, hat in Landau Bildende Kunst, Ethik und Philosophie studiert und absolviert aktuell ein Referendariat.
Beim Kunstwerk „treibSand“ wurde ein Graffiti aus Sand vom Asselstein mit dem Schriftzug „Lauf“ auf der Geschwister-Scholl-Treppe geformt. Der Deckname „Lauf“ bezieht sich auf Heinrich Stützel, einen Landauer Widerstandkämpfer während des Nationalsozialismus. Klarnamen wurden in der sogenannten Asselsteiner Gruppe nicht verwendet. Am Asselstein über Annweiler trafen sich Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer aus der Region bei einer Nacht- und Nebelaktion, um den Widerstand gegen die Nationalsozialisten zu planen.
Außerdem wurde, ebenfalls als Street Art-Aktion, eine weiße Rose als Symbol für die studentische Widerstandsgruppe der Geschwister Scholl auf die Straße an der Treppe gesprüht.
Insgesamt hatten sich elf Kunststudierende der Frage gestellt, wie eine künstlerische Gestaltung der Geschwister-Scholl-Treppe aussehen könne, informiert Kunstprofessorin Stolt. „Bei einigen steht die Benutzbarkeit im Vordergrund, andere sahen ihre Werke vor allem als Denkanstöße für eine Auseinandersetzung. Es ging um die Ideen der jungen Künstlerinnen und Künstler, die in ihrer Vielfalt zeigen, wie virulent das Thema heute (wieder) gerade an einer Universität sein kann – und wie viele spannende künstlerische Ansätze es gibt. Stellvertretend für alle eingereichten Werke haben wir jetzt erste temporäre Projekte vorgestellt.“
In der kreativen Gestaltungsphase des Wettbewerbs fanden auch zahlreiche Außentermine statt, darunter eine Exkursion zum Stadtarchiv sowie eine Führung zu den Stolpersteinen und verschiedenen historischen Orten der Stadt mit Stadtarchivarin Kohl-Langer.
Pressemitteilung der Stadt Landau in der Pfalz.