Der Wunsch nach einem Treffpunkt in der Dorfmitte und einem Dorfcafé im Alten Rathaus kam in der Dorfmoderation in den Jahren 2016 bis 2017 auf. Das Erdgeschoss des denkmalgeschützten Gebäudes allein bietet für eine solche Mischnutzung jedoch zu wenig Platz. Mit viel ehrenamtlicher Unterstützung in der Anfangsphase wurde vor drei Jahren dort ein Backwarenverkauf der Bäckerei Alexander Scheurich aus Essingen neu etabliert, nachdem die dort seit 2003 bestandene Bäckereifiliale Anfang 2018 geschlossen hatte.
Nachdem 2020 die Generalsanierung mit barrierefreiem Umbau des Dorfgemeinschaftshauses abgeschlossen war, fanden dort seither coronabedingt alle Sitzungen der gemeindlichen Gremien statt und das Obergeschoss des historischen Rathauses blieb ungenutzt. Es kam deshalb die Idee auf, diese Räume auf Dauer stärker der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und dahingehende Anregungen aus dem 2017 beschlossenen Dorferneuerungskonzept aufzugreifen. Auch gilt es, das bestehende Nahversorgungsangebot beim Alten Rathaus weiter auszubauen und zu sichern. Inzwischen hat der angrenzende Platz durch die in diesem Jahr erfolgte Durchgrünung und Neugestaltung eine höhere Aufenthaltsqualität erfahren. Somit bietet sich dieser Bereich noch mehr als repräsentatives Kommunikationszentrum für Einheimische und Gäste an.
Der Gemeinderat hat deshalb in seiner letzten Sitzung am 26.07.2021 beschlossen, den Sitzungssaal und das Sprechzimmer des Bürgermeisters ins frühere „Gemeindehaus“ (Dorfgemeinschaftshaus, Borngasse 1) zurückzuverlegen, wo es bis 1995 über 120 Jahre lang seinen Platz hatte. Das „Alte Rathaus“ wurde deshalb im August in einem öffentlichen Interessenbekundungsverfahren für eine Nutzung im Sinne des Dorfentwicklungsplans ausgeschrieben. Wichtig war es dabei, dass weiterhin Backwaren der Bäckerei Scheurich angeboten werden. Diese hat zuverlässig die Grundversorgung sichergestellt, kann aber selbst die Öffnungszeiten und das Warenangebot nicht weiter ausweiten. Dies wäre jedoch gerade in der Gästesaison sowie für nicht mobile Einwohner sehr wichtig.
Am letzten Montag wurde nun dem Ausschuss für Dorfentwicklung und dem Ausschuss für Weinwerbung und Fremdenverkehr ein Konzept des Ehepaars Stephanie Hanel und Richard Zinken vorgestellt. Beide haben in Weyher ein Haus gekauft, das sie gerade beziehen. Sie verfügen über Erfahrung im Bereich Online, Kommunikation und Marketing sowie aus der Führung eines eigenen Ladens. Ihr Konzept steht unter dem Titel „DorfLeben – Ein Laden und Leben im Alten Rathaus“: „Wir möchten das Alte Rathaus von Weyher zu einem Ort entwickeln, der sich eng an den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger sowie der Gäste des Dorfes orientiert – und als kleiner Laden, als Café, als Treffpunkt und Veranstaltungsort das Leben im Dorf anregt.“ Im Sortiment vorgesehen sind neben Backwaren der Bäckerei Scheurich unter anderem belegte Brötchen, Grundnahrungsmittel, lokale Spezialitäten, Kaffee, Tee und andere Getränke sowie Kunst und Kunsthandwerkliches. Das Angebot soll sich an den Bedürfnissen der Einwohner und Gäste orientieren, weshalb den Bewerbern eine enge Kommunikation sehr wichtig ist: „Wir möchten das Alte Rathaus mit Ihnen gemeinsam zu einem lebendigen Zentrum von Weyher entwickeln und uns dabei an den Wünschen und Anregungen der Bürgerinnen und Bürger sowie der Gäste orientieren.“
Das Konzept sieht Öffnungszeiten vor- und nachmittags an vier Werktagen sowie in der Urlaubssaison auch sonntags vor. Es überzeugte beide Ausschüsse, die deshalb dem Gemeinderat empfehlen, eine Kooperation einzugehen. „Ein Dorf lebt von der Begegnung, dem Gespräch, dem Miteinander. Das geschieht in Vereinen, in der Kirche, auf der Straße. Und eben auch dort, wo man seine Brötchen holt oder einen Kaffee trinkt.“ Dazu bietet das Alte Rathaus sehr gute Voraussetzungen. Es sollen dazu das Erdgeschoss und weitere Lagerflächen an die Betreiber vergeben werden. Der bisherige Sitzungssaal im Obergeschoss könnte während der Öffnungszeiten beaufsichtigt werden und damit regelmäßig für die Öffentlichkeit allgemein zugänglich sein. Er soll jederzeit noch für Veranstaltungen und bisherige Zwecke wie z.B. für Trauungen nutzbar bleiben.
Dank für langjährige deutsch-französische Freundschaft
Edmond Tocqueville aus Bonsecours in der Normandie hat von 1941 bis 1945 als französischer Kriegsgefangener in Weyher gelebt und bei Familie Luise Siener in den Weinbergen gearbeitet. Nach dem Krieg nahm er wieder Kontakt auf und hielt diesen bei zu seinem Tod. Bis heute verbindet die Nachkommen aus beiden Familien eine Freundschaft, weshalb der Enkel Sandy Campart der Gemeinde eine Bank gestiftet hat, die an seinen Großvater und die Freundschaft erinnern soll. Die Bank mit einer entsprechenden Widmung wurde Anfang September auf der neu angelegten Grünfläche beim Römerweg aufgestellt.