Kreistag hat beschlossen – Entscheidungen weiterer Gremien stehen aus: Klinikum Landau-SÜW will seine Standorte in Bad Bergzabern und Landau stärken – Krankenhausstandort Annweiler soll aufgegeben werden – Immobilie in Annweiler soll mit einem externen Investor für eine Anschlussnutzung im Gesundheitsbereich weiterentwickelt werden
Das Klinikum Landau-Südliche Weinstraße soll künftig an zwei Standorten vertreten sein: in Bad Bergzabern und Landau. Beide Häuser sollen durch den Ausbau der Kapazitäten und der akutstationären Leistungen aufgewertet werden. Der bislang dritte und kleinste Standort, Annweiler, soll künftig nicht mehr betrieben werden. Das hat der Kreistag Südliche Weinstraße am Montag, 26. Juni 2023, entschieden. Am 27. Juni und am 28. Juni stimmen noch der Stadtrat Landau sowie der Aufsichtsrat und die Gesellschafterversammlung des Klinikums Landau-Südliche Weinstraße über die
Umstrukturierungspläne ab.
Der Kreistag Südliche Weinstraße und die Stadt Landau sind zu jeweils 50 Prozent Gesellschafter des Verbundkrankenhauses Klinikum Landau-Südliche Weinstraße, zu dem neben der Klinik Annweiler auch die Kliniken Bad Bergzabern und Landau gehören. Die Standorte Bad Bergzabern und Landau sollen durch die Verlagerung der medizinischen Leistungen aus Annweiler gestärkt werden. Nachdem die stationären Angebote in Annweiler ausgezogen sind, soll die Liegenschaft an einen externen Investor verkauft werden, der ein überzeugendes Konzept für eine sinnvolle Anschlussnutzung mit Gesundheitsausrichtung umsetzen muss.
Die bisherigen externen Partner, die im Gebäude der Annweilerer Klinik Räumlichkeiten nutzen, aber organisatorisch nicht zum Klinikum gehören, können bleiben. Dies betrifft die chirurgische Praxis, die hausärztlich-internistische Gemeinschaftspraxis, die Physiotherapie-Praxis und das Dialysezentrum. Letztlich wird eine Jury, deren Mitglieder mehrheitlich
aus Annweiler kommen sollen, anhand einer Bewertungsmatrix über den Verkauf der Liegenschaft beraten. Fest steht schon jetzt: Das Anschlussnutzungskonzept und der städtebauliche Ansatz sind dabei zu 70 Prozent ausschlaggebend. Der Preis soll nur 30 Prozent ausmachen.
Die Immobilie soll also an einen Investor mit dem besten Konzept und nicht an den Meistbietenden gehen. Das Klinikum und seine Gesellschafter sind sich mit der Stadt Annweiler einig, dass die Stauferstadt von dem neuen Gesundheitskonzept nachhaltig profitieren soll.
Der Landrat des Landkreises Südliche Weinstraße, Dietmar Seefeldt, erklärte: „Dass der Kreistag den Beschluss zur Strukturveränderung unseres Klinikums – die bereits seit nahezu einem Jahrzehnt diskutiert wird – mehrheitlich getroffen hat, zeigt, dass die schwere Entscheidung, den Standort Annweiler aufzugeben, sachlich richtig und jetzt geboten ist. Das Klinikum und seine Gesellschafter handeln mit dieser Entscheidung verantwortlich, bevor sie im schwierigen Fahrwasser des Gesundheitswesens unter dringenden Zugzwang geraten – für die langfristige Sicherung des Krankenhauses und der Versorgung der Menschen im Landkreis und in der Region.“
Der Oberbürgermeister der Stadt Landau, Dr. Dominik Geißler, betonte: „Die Entscheidung für die Aufgabe des Standorts Annweiler ist keine einfache, umso beachtlicher ist es, dass alle Beteiligten in diesem Prozess an einem Strang ziehen. Wir alle teilen dasselbe Ziel, dass unser Klinikum Landau-SÜW zukunftsfähig und die Versorgungssicherheit für die Menschen in unserer Region unabhängig von Gebietskörperschaftsgrenzen erhalten bleiben. Das können wir durch die kurzen Wege zwischen den Standorten und die Stärkung der Einrichtungen in Landau und Bad Bergzabern mit diesem Schritt weiterhin gewährleisten. Gleichzeitig können wir eine an die aktuellen Herausforderungen angepasste Krankenhausstruktur für Landau und die Südliche Weinstraße schaffen.“
Der Bürgermeister der Stadt Landau und Aufsichtsratsvorsitzende des Klinikums, Dr. Maximilian Ingenthron, unterstrich: „Mit dem schwierigen Schritt, den Standort Annweiler nun ganz zu schließen, stellen wir uns unserer Verantwortung für die medizinische Versorgung in unserer Region.
Die Entscheidung ist lange gereift und wohlüberlegt. Wir konnten das aus eigener Kraft heraus steuern, partnerschaftlich und kollegial, um am Ende ein Paket zu schnüren mit dem Ergebnis, dass das medizinische Fachpersonal und Knowhow in der Südpfalz erhalten bleibt, für Annweiler ein starkes Gesundheitsangebot vor Ort sichergestellt wird und die Klinikstandorte Bad Bergzabern und Landau deutlich gestärkt und weiterentwickelt werden. Ich bin davon überzeugt, dass von dieser Lösung die Gesundheitsvorsorge der gesamten Region profitieren wird.“
Der Geschäftsführer des Klinikums Landau Südliche Weinstraße, Dr. Guido Gehendges, sagte: „Die Entscheidung fällt uns nicht leicht. Wir führen bereits seit vielen Jahren intern sowie in unseren Aufsichtsgremien konstruktive Diskussionen über die Zukunftsfähigkeit unseres Verbundkrankenhauses mit den drei nah beieinander liegenden Kliniken. Erklärtes Ziel unserer Überlegungen war immer, als gesundes Krankenhaus selbstbestimmt Entscheidungen über strukturelle Veränderungen treffen zu können.“
Wie das gesamte Krankenhauswesen in Deutschland leide auch das Klinikum Landau-Südliche Weinstraße unter den schwierigen Rahmenbedingungen, die einen funktionierenden Betrieb nahezu unmöglich machten. Daher müsse das Klinikum seine Krankenhausleistungen an zwei Standorten konzentrieren, um weiterhin wettbewerbs- und handlungsfähig zu bleiben und um die Gesundheitsversorgungsstrukturen für die Bürgerinnen und Bürger sicherzustellen.
Der Geschäftsführer bedankte sich bei allen Beteiligten der zuständigen Gremien für ihren Einsatz und bei den Mitarbeitenden des Klinikums Landau-Südliche Weinstraße für
ihr Verständnis sowie für die Flexibilität und die Ideen in diesem Prozess: „Gemeinsam ist es uns gelungen, ein überzeugendes Gesamtpaket zu schnüren, das unser Krankenhaus auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet. Ich möchte mich für die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit sowie für die Akzeptanz der getroffenen Maßnahmen bedanken – gerade bei derart schwerwiegenden Entscheidungen ist das keineswegs.
Die medizinische Versorgung der Bevölkerung soll sich durch die Umstrukturierung des
Verbundkrankenhauses verbessern. Dazu der Ärztliche Direktor des Klinikums Landau-Südliche Weinstraße, Privatdozent Dr. med. Stefan Vonhof: „Das stationäre Leistungsspektrum des Standorts Annweiler mit Geriatrie, Innerer Medizin, Palliativmedizin und der Belegabteilung Chirurgie soll vollständig auf die Kliniken in Bad Bergzabern und Landau verlagert und dort weiter ausgebaut werden. An den beiden verbleibenden Standorten sollen jeweils neue geriatrische und palliative Chefarztbereiche entstehen. In Landau wird darüber hinaus die Fachrichtung Endokrinologie etabliert.“ Privatdozent Dr. Vonhof betonte, die aus Annweiler übertragenen Leistungsbereiche würden von den kurzen Wegen zu anderen Fachbereichen und Intensivstationen in den Kliniken Bad Bergzabern und Landau profitieren. Ältere Patienten müssten nach der Erstversorgung nicht mehr
aufwendig nach Annweiler verlegt werden, sondern könnten direkt vor Ort behandelt werden.
Dies führe zu einer Qualitätssteigerung in der Patientenversorgung. Der Ärztliche Direktor stellte fest:
„Insgesamt wird das medizinische Angebot signifikant ausgebaut und die Versorgungssituation der gesamten Region deutlich verbessert. Gleichzeitig stärken wir das Klinikum Landau-Südliche Weinstraße und sichern damit seinen Bestand.“
Die Umstrukturierungsmaßnahme des Klinikums Landau-Südliche Weinstraße erfolgt in enger Abstimmung mit dem Land Rheinland-Pfalz. Erklärtes Ziel ist es, sämtliche
Akutkrankenhausleistungen aus Annweiler bis zum Ende des dritten Quartals 2023 verlagert zu haben. Mit dem Land ist vereinbart, dass die Anzahl der Planbetten des Klinikums nach der Schließung des Standorts Annweiler von 438 auf 399 angepasst würde. Die Klinik Bad Bergzabern hätte dann 179 Planbetten (aktuell 165) und die Klinik Landau 220 (aktuell 200). Um den Bestand an Planbetten in Landau aufstocken zu können, wäre eine bauliche Erweiterung der Klinik notwendig.
Konkret würde das kleinere Bettenhaus um zwei zusätzliche Ebenen aufgestockt. Die
entsprechenden Fördermittel hat das Klinikum bereits beim Land beantragt. In der Klinik Bad Bergzabern könnte die gewünschte Planbettenanzahl durch die Inbetriebnahme der bisher leerstehenden, vollständig sanierten Bettenhausebene im 3. Obergeschoss zeitnah realisiert werden.
Betriebsbedingte Kündigungen infolge der Standortschließung wurden von Beginn an
ausgeschlossen. Die Mitarbeitenden des Standorts Annweiler sollen zukünftig in den Kliniken in Landau und Bad Bergzabern eingesetzt werden. Der Pflegedirektor des Klinikums Landau-Südliche Weinstraße, Ralf Levy, erklärte dazu: „In den vergangenen Wochen und Monaten haben wir zahlreiche Einzelgespräche geführt und mehrere Betriebsversammlungen und Informationsveranstaltungen abgehalten.
Ziel war es, sich offen auszutauschen, etwaige Unsicherheiten seitens der Mitarbeitenden abzubauen und für die Standorte in Landau und Bad Bergzabern Planungssicherheit zu erlangen.“ Der Aufbau der neuen Geriatrie- und Palliativ-Fachabteilungen in Bad Bergzabern und Landau sei eine spannende Aufgabe, für welche die Expertise
aus Annweiler benötigt werde. Levy: „Die qualifizierte Versorgung geriatrischer Patientinnen und Patienten ist eine komplexe Aufgabe. Durch das Fachwissen unserer Kolleginnen und Kollegen aus Annweiler können wir zukünftig in Bad Bergzabern und Landau individuell zugeschnittene geriatrische Therapien anbieten.“
Der Betriebsratsvorsitzende des Klinikums Landau-Südliche Weinstraße, Frank Ohler, ergänzte: „Die Schließung der Klinik Annweiler ist schmerzhaft, wird von vielen Mitarbeitenden aber auch positiv gesehen, da sich neue berufliche Perspektiven an den Standorten in Bad Bergzabern und Landau ergeben. Dem Betriebsrat ist wichtig, dass die Standortaufgabe sozialverträglich erfolgt.“ Das Ergebnis könne sich sehen lassen, so Ohler: „Alle Beteiligten ziehen an einem Strang, so dass wir den Beschäftigten in unserer Klinik Annweiler gute Lösungen anbieten können.“
Dadurch sei es bislang gelungen, fast alle Fachkräfte zu halten. Der Betriebsratsvorsitzende erklärte, dies sei eine sehr gute Nachricht für die verbleibenden Standorte in Bad Bergzabern und Landau: „Der Fachkräftemangel im deutschen Gesundheitswesen spitzt sich weiter zu und betrifft auch das Klinikum Landau-Südliche Weinstraße. Das medizinische Personal aus Annweiler wird für eine spürbare Entlastung auf den
Stationen in Bad Bergzabern und Landau sorgen“, so Ohler.
Zum 1. Januar 2004 sind die ehemaligen Kreiskrankenhäuser Annweiler und Bad Bergzabern mit dem Städtischen Krankenhaus Landau zur Klinikum Landau-Südliche Weinstraße GmbH fusioniert.
Insgesamt arbeiten rund 760 Mitarbeitende für das Klinikum Landau-Südliche Weinstraße.
Das Klinikum Landau-Südliche Weinstraße verfügt aktuell über insgesamt 438 Planbetten. Das medizinische Spektrum des Kliniku ms umfasst die Abteilungen Allgemein-und Viszeralchirurgie, Unfall-, Hand- und orthopädische Chirurgie, Innere Medizin mit Gastroenterologie, Diabetologie, Hepatologie, Kardiologie, Stroke Unit, Pneumologie, Palliativ- und Altersmedizin, Konservative Orthopädie, Anästhesie und Intensivmedizin, HNO-Heilkunde, Urologie.
Das Klinikum verfügt über Versorgungsschwerpunkte in den Bereichen Gastroenterologie,
Geriatrie, Kardiologie (24-Stunden Bereitschaftsdienst des Herzkatheterlabors), Palliativmedizin, Stroke Unit (Regionale Schlaganfalleinheit), Viszeralchirurgie und ist Diabetologisches Zentrum und Lokales Traumazentrum
Jährlich werden im Klinikum Landau-Südliche Weinstraße ca. 15.000 stationäre und ca. 32.000 ambulante Patienten behandelt. Das Klinikum Landau-Südliche Weinstraße ist KTQ® zertifiziert.
Dies ist eine gemeinsame Pressemitteilung des Landkreises Südliche
Weinstraße, der Stadt Landau in der Pfalz und des Klinikums Landau-Südliche
Weinstraße.